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Beitrag vom 06.06.2013
Nacktfußball EM der Frauen – Gegendemonstration am Samstag, 8. Juni 2013
Lou Zucker
Das Fußball-Nationalfrauschaft verteidigt zum achten Mal ihren EM-Titel – ein breites Publikum scheint sich für Frauenfußball jedoch erst dann zu interessieren, wenn die Spielerinnen nackt sind.
Anmerkung der AVIVA-Redaktion:
Aus naheliegenden Gründen haben wir uns entschlossen, das zur Nacktfußball EM gehörige Plakat hier nicht zu veröffentlichen. Wer es sich ansehen möchte, findet es auf den Seiten der Veranstalter_innen.
Kommenden Monat findet in Schweden die Fußball-Europameisterinnenschaft statt. Das deutsche Team wird seinen Titel verteidigen, den es 2009 mit einem grandiosen 6:2 gegen England das siebte Mal insgesamt und das fünfte Mal in Folge gewann. Die Nachricht, dass Frauen Fußball spielen können – und das in Deutschland bisher erfolgreicher als ihre männlichen Kollegen – dürfte inzwischen auch bis in die patriarchalsten Winkel der Gesellschaft vorgedrungen sein.
Berlins Straßen hingegen zeichnen ein anderes Bild. Pinke Porno-Plakate kündigen derzeit allerorts die sogenannte "1. Nacktfussball EM der Frauen" an. Laut Veranstaltungstext "kämpfen nicht weniger als vier sexy Teams mit je vier Spielerinnen aus dem Model-Bereich um die Krone des Nacktfussball-Europameisters" und zwar nach folgenden Regeln:
"Jede Spielerin eines Teams legt als "Strafe" für ein Gegentor ein Kleidungsstück ab, bis alle nackt sind. Ab diesem Zeitpunkt dauert das Spiel noch sieben Minuten."
Die offizielle Facebook-Seite des Events hat bereits 1.500 Likes – ein Zehntel der Zuschauer_innen des UEFA EM-Finales 2009.
Wie viele Tore, Titel und Triumphe müssen die weiblichen Fußballprofis noch erzielen, bis Frauen im Sport für ihre Leistungen anerkannt und nicht immer wieder auf ihre Sexualität reduziert werden? Selbst auf der Höhe der öffentlichen Aufmerksamkeit für den Frauenfußball während der WM 2011 in Deutschland kommentierten die Medien immer wieder in einem Maße Äußerlichkeiten der Spielerinnen, wie es im Männerfußball undenkbar wäre. Auch ein Fußballerinnen-Pin-Up-Kalender 2012 wurde nicht ausgelassen, über den die Hamburger Morgenpost wie folgt berichtete:
"Die Herausgeber wollen Fußball - vor allem für Frauen - attraktiver machen. Und in der Tat - die zwölf Kalendergirls haben wenig mit dem typischen Image von Frauenfußball zu tun. Fußball spielen können alle zwölf ausgewählten Models, aber nicht nur beim Kicken haben sie Qualitäten."
Die Message, die von derartigen Repräsentationen von Sportlerinnen ausgeht, ist nach wie vor: Frauen werden in erster Linie an ihrem Aussehen, nicht an ihren sportlichen Erfolgen gemessen. Im Gegenteil, zu viel Sportlichkeit scheint geradezu hinderlich, um als Frau anerkannt zu werden. In ihrem Aufsatz "The Exclusion of Women from Sports" erklärt die Wissenschaftlerin Iris Marion Young, warum unsere Gesellschaft anscheinend immer noch ein derartiges Problem damit hat, Frauen im Sport zu akzeptieren: Wer Sport treibt, setzt den Körper aktiv ein – das widerspricht der massiven Darstellung weiblicher Körper als passive Sexobjekte in Filmen, Werbung und anderen Medien.
Gegen die von der US-amerikanischen Firma New Sport Events, Inc. organisierte "Nacktfussball EM" wird auf Facebook bereits Protest angekündigt:
"Wir sind wütend über diesen erneuten Tiefpunkt an Objektifizierung von Frauen und die fortschreitende Pornifizierung dieser Gesellschaft!", heißt es in dem Demonstrationsaufruf. "Hier werden Frauen zur Belustigung und Unterhaltung von Männern zur Schau gestellt, ihre Körper zur Ware reduziert, mit denen die Organisierenden Geld verdienen."
Mit einer Kundgebung am Samstag, den 08. Juni 2013, um 13:30 Uhr am
Palais am Funkturm Messe
Masurenallee 14
14057 Berlin
soll der entwürdigenden Veranstaltung etwas entgegen gesetzt werden.
Weitere Informationen finden Sie unter:
Protestaufruf gegen die Nacktfußball EM der Frauen
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
11 Freundinnen - Sie wollen nicht nur spielen. Kinostart: 23. Mai 2013
Abschluss des Frauenfußball-Jahres 2012
Quellen:
Deutschlands heißeste Ballkünstlerinnen (Hamburger Morgenpost, 26.8.2011)
Iris Marion Young: The Exclusion of Women from Sports